top of page

Darf man Trockenfutter und Nassfutter mischen?

Aktualisiert: 8. Nov. 2022

Veränderte Verdauungszeiten, Fehlgärungen, andere pH-Werte - Schluss mit Schwachsinn und zurück zu den Fakten.


Kein Artikel/Video hat uns so sauer gemacht, denn es ranken sich so viele Mythen um solch ein banales Thema - Mischfütterung. Ist es erlaubt, Trocken- und Nassfutter zu mischen? Ist es schlecht für den Hund Trocken- und Nassfutter zu mischen? Und so weiter... Schluss mit Bullshit und zurück zu den Fakten:


Hier auch als Video:



Wie Verdauung funktioniert im Schnelldurchlauf


Bevor wir Euch langweilen mit der Verdauung, hier die Kurzfassung: Ihr gebt Eurem Hund Futter und schon während Ihr den Napf hinstellt, bildet sich Speichel im Mund, um das Futter anzufeuchten. Im Anschluss frisst das Tier, schlingt das eingespeichelte Futter herunter und es kommt in den Magen. Der pH-Wert der Magensäure sinkt, um das Futter zu zersetzen. Ist es klein genug, neutralisiert eine Drüse es und es kommt in den Dünndarm, um Nährstoffe und Wasser zu absorbieren. Zuletzt wird der Stuhl eingedickt und Euer Hund scheidet ihn aus (1).


Mythos 1: Verschiedene pH-Werte von Trockenfutter und Nassfutter


Der erste Mythos besagt, dass Nassfutter und andere natürliche Zutaten die Magensäure auf den Wert 2 absenken, während Trockenfutter den pH-Wert bei bis zu 6 hält. Damit würde die Magensäure fast schon Wasser gleichen, statt einer Säure. So wäre das Milieu im Magen für das eine Futter zu sauer und für das andere zu neutral. Außerdem würde das bedeuten, dass Keime, Bakterien oder andere Erreger nicht abtötet werden und sich in Eurem Hund tummeln.


Alles völliger Schwachsinn. Die Annahmen stammen aus einer Zeit, in der Forschungsmethoden noch ungenauer waren, als sie es heute sind. Forscher konnten früher gar nicht korrekt den pH-Wert erfassen, was heutzutage möglich ist.

Sobald Euer Hund merkt, dass er etwas zu fressen bekommt, sinkt bereits der pH-Wert im Magen (2), er bildet Speichel aus und sogar kleine Enzyme, die bei der Verdauung der Kohlenhydrate helfen (3). Dieser Prozess geschieht so lang, bis das Futter zerkleinert ist. Dabei ist der pH-Wert nie dauerhaft auf einem Level, aber immer zu einem Zeitpunkt sauer genug, um Erreger abzutöten.


Mythos 2: Trockenfutter wird langsamer verdaut


Der zweite Mythos sagt aus, dass extrudiertes Trockenfutter durch seine hohe Verarbeitung besonders lang im Magen verweilt und nur schwer verdaut wird. Mischt Ihr nun Nassfutter dazu, soll das die unterschiedlichen Verdauungszeiten behindern und Fehlverdauungen provozieren.


Bis heute (Stand August 2022) gibt es keine Studie, die das bestätigen kann. Es wird einfach nur von ,,Experten'' angenommen. Um dem Ganzen auf den Grund zu gehen, hat die ,,RawDogFeedingCommunity'' ein Experiment gemacht. Sie wollten herausfinden, ob an dem Mythos etwas dran ist und haben einen Hund während der Verdauung geröntgt. Dabei haben sie festgestellt, dass Trockenfutter sogar schneller verdaut wird als Knochen oder Fleisch, sodass der Mythos (zumindest in diesem Experiment) widerlegt ist.


Wovon die Verdauungsgeschwindigkeit von Trockenfutter wirklich abhängt


Die Verdauungsgeschwindigkeit hängt von folgenden Faktoren ab (4):


- Nahrungsmenge/Größe der einzelnen Bestandteile (5)

- Wassergehalt

- Fettgehalt


Frisst Euer Hund eine große Portion des Lieblingsfutters, dauert die Verdauung länger, als würde er nur einen kleinen Snack bekommen.


Hat das Futter einen höheren Wassergehalt, muss die Magensäure es weniger aufweichen und kann es schneller zersetzen.


Ist der Fettgehalt geringer, läuft die Verdauung schneller ab, da weniger Enzyme die Fettsäuren entschlüsseln müssen.

Wieso die Mischfütterung dennoch Probleme bereiten kann


Ok, nun lest Ihr das alles und füttert Eurem Hund beides in Kombination und dann passiert es - der Hund hat Durchfall oder andere Beschwerden. Doch warum? Eigentlich müsste doch nichts passieren?


Anders als wir Menschen hat der Hund einen verkürzten Verdauungstrakt. Nicht nur, weil er kleiner ist als wir, sondern auch im Verhältnis zu seiner Größe (1). Dadurch können Futterumstellungen viel größere Effekte auf den Magen-Darm-Trakt haben. Das haben auch wir häufiger beobachtet, wenn wir Fibis Futter gewechselt haben. Anfangs war der Kotabsatz etwas weicher.


Abgesehen davon leben in Eurem Hund Millionen von Bakterien, insbesondere im Darm. Die kleinen Tierchen helfen beim Zersetzen des Futters und sind auf ein Futter eingestellt. Kommt noch ein Weiteres hinzu oder Ihr ändert etwas ab, sind die Bakterien überfordert (6). Sie stellen sich erst langsam auf die Fütterung ein, sodass Euer Hund einige Tage Zeit benötigt, bis er beides problemlos verdauen kann.


Fazit

Testen, testen, testen. Probiert es einfach aus, ob Euer Hund die Mischfütterung verträgt oder ob er dabei immer wieder Probleme bekommt. Es gibt Hunde, bei denen funktioniert die Mischfütterung einfach nicht und ihr dürft Trockenfutter und Nassfutter nicht mischen. Sollte Euer Hund jedoch keine Probleme haben, zeigen die Quellen und Studien, dass Hunde die Mischfütterung vertragen können.




Quellen:


1: Meyer, Helmut / Zentek, Jurgen: Ernährung des Hundes, 8. Auflage, Parey Buchverlag, Berlin 2016

3: https://www.proquest.com/openview/6ca741c1b0ecad352f0973d8c07c0ab9/1?pq-origsite=gscholar&cbl=55144#:~:text=in%20this%20species.-,The%20hypothesis%20of%20this%20study%20was%20that%20sAA%20exists%20in,alpha%2Damylase%20in%20canine%20saliva




6: Sandri, M., Dal Monego, S., Conte, G. et al. Raw meat based diet influences faecal microbiome and end products of fermentation in healthy dogs. BMC Vet Res 13, 65 (2016). doi.org/10.1186/s12917-017-0981-z


Comments


bottom of page